IUFT - ab 24 0/7 Schwangerschaftswoche

Inhaltsverzeichnis

Zweck

Diese Arbeitsanweisung regelt das Vorgehen bei einem IUFT ab der 24 0/7 SSW

Für IUFT/Interruptio oder Spätabort von 12+1 bis 23+6 SSW siehe

Interruptio/IUFT/Abortinduktion bis 23 6/7 SSW

 

Intrauteriner Fruchttod: Totgeburt ab 22 0/7 SSW oder Geburtsgewicht von mindestens 500 g

UAW: Unerwünschte Arzneimittelwirkung

 

Flowchart

intrauteriner Fruchttod ab 24 0/7SSW

Diagnose

Fehlende Herzaktion im Sono, Dokumentation mit Farbdoppler oder M-Mode

CAVE: Aufzeichnen des mütterlichen Pulses mit dem CTG kann täuschen!

 

Laboruntersuchungen

    Diese Abklärungen können die präkonzeptionelle Beratung, die pränatalen Abklärungen und das neonatale Management verändern.

      Wenn Ursache IUFT bereits pränatal eindeutig ist, kann nach Rücksprache mit fetomaternalem Team auf eine ausgedehntere Diagnostik verzichtet werden, dann nur präoperatives Labor und Type and Screen (TS).

       

      Folgende Tests sind als generelles Screening in absteigender Reihenfolge nützlich:

      1. Plazentapathologie
      2. Fetale / Kindliche Autopsie: Einwilligung der Eltern erforderlich, Download Autopsieformular: https://www.luks.ch/sites/default/files/Auftragsfo...
      3. Genetik: Mikroarray (Amniozentese oder Nabelschnurblut, Hautbiopsie postpartal, Cave: Kostengutsprache, nur in bis zu 2% d.F. auffällige bei unauffälligem spezialisiertem Ultraschall)
      4. Antiphospholipidantikörper: Lupus-anticoagulans, beta-2-Glyokprotein, Kardiolipin AK
      5. Hb F (fetales Hämoglobin in mütterlichem Blut)
      6. Virus-Serologien: Parvovirus B19, CMV
      7. TSH, fT4
      8. HbA1c
      9. sFlt / PlGF- Quotient
      10. Lupus-Antikörper: anti-La-SSa, anti-Ro-SSb
      11. Gezielte Anamnese auf: Präeklampsie, Thrombophilie, Substanzabusus

      Gezieltes Screening (nur auf spezielle ärztliche Verordnung):

      • Kleines Gestoselabor bei Hinweis auf Präeklampsie oder IUGR
      • Bei fetalem Hydrops: Antikörpersuchtest, Parvovirus-B19-Serologie, ggf. Hb-Elektrophorese bei entsprechender Herkunft oder Familienanamnese oder auffälligem Blutbild, Fruchtwasser (Amniozentese) zur Untersuchung auf metabolische Erkrankung / Speicherkrankheit
      • Bakteriologische Abstriche (maternal, fetal, plazentar) bei Zeichen von Chorioamnionitis
      • Drogenscreening bei anamnestischen Hinweisen
      • Syphilissuchtest, HIV-Test bei anamnestischen Hinweisen, Herkunft aus Endemieregionen
      • Thrombophiliescreening bei anamnestischen Hinweisen und fehlender bisheriger Abklärung
      • Bei IUGR, Ventrikulomegalie oder sonographischen Hinweiszeichen: Toxoplasmose-Serologie

       

      Organisatorisches

      • bereits vor Abgabe Mifegyne unterschriebene Aufklärungsformulare:
        • Aufklärung über die Risiken und Komplikationen einer Einleitung (analog zur Aufklärung über die Geburtseinleitung)
        • Aufklärung über die Nachcurettage
      • Klären ob Autopsie und / oder genetische Abklärung gewünscht wird (dies dokumentieren)
      • Klären wann Eintritt im Gebärsaal möglich ist mit Bettendisposition Geburtshilfe
      • Kostengutsprache beantragen bei Wunsch nach postpartaler Genetik

       

      Induktion

      Mifegyne / Angusta®

      • Tag 1: 600 mg Mifegyne per os, ambulant Mo bis Fr über das Ambulatorium für Schwangere, Sa / So über die Pränatalstation durch Arzt abgegeben und unter ärztlicher Aufsicht eingenommen. 
      • Tag 2 (nach 24h): 50 µg Angusta® p.o. durch Arzt oder Hebamme im Gebärsaal verabreicht, Wiederholung alle 4h bis Wehen

      Mifegyne / Foleykatheter

      • Indikation: bei St.n. Sectio caesarea
      • Tag 1: 600 mg Mifegyne per os, ambulant Mo bis Fr über das Ambulatorium für Schwangere, Sa / So über die Pränatalstation durch Arzt abgegeben und unter Aufsicht eingenommen.
      • Tag 2: Foley-Katheter-Einlage für 24 h, falls kein spontaner Wehenbeginn. Katheter-Entfernung nach 24 h mit KBS (wenn möglich) und anschliessend Beginn mit Syntocinon i.v.

      Syntocinoninfusion

      • Indikation: frustrane Einleitung mit Angusta® oder Foleykatheter nach 24h
      • Dosierung: 1 Ampulle à 5IE Syntocinon in 500ml NaCl 0.9%. Beginn mit 15ml/h, Steigerung alle 15min bis regelmässige Wehentätigkeit.

        siehe auch Syntocinonschema unter Einleitungsmethoden
         
      • CAVE: Überwachung der Wehenqualität (Frequenz, Stärke und Dauer der Kontraktionen), Vermeidung von forcierter Wehentätigkeit aufgrund Risiko einer Fruchtwasser-Embolie, Störung des Wasser-Elektrolyt-Haushaltes wegen geringe antidiuretische Wirkung, besonders bei Pat. mit schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, Vorsicht bei Patientinnen mit kardiovaskulären Erkrankungen in der Anamnese (wie z.B. hypertropher Kardiomyopathie, Herzklappenerkrankung, koronarer Herzerkrankung oder Koronarspasmen) und bei Patientinnen mit „langem QT-Syndrom“
      • UAW: Kopfschmerzen, Tachykardie oder Bradykardie, Hypertonie, Übelkeit, Erbrechen.

       

       

       

       

      Postpartal

      manuelle Plazentalösung / Nachcurettage

      • Bei Plazentaretention oder unvollständiger Plazenta: Plazentalösung und Nachcurettage im Operationssaal (Anmeldung an Anästhesie und OPS-Pflege), zudem Einfügen in Notfallslot im LUKiS.
      • Bei makroskopisch vollständiger Plazenta: sonographische Kontrolle, bei Vd.a. Restmaterial Nachcurettage.

      Abklärungen

      • Digitale Photodokumentation mit GEBS-Kamera durch Hebamme
        • Abspeichern unter Medien im LUKiS
        • Bilder aufnehmen von allen äusserlichen Fehlbildungen
      • Abstrichentnahme von der Plazenta (maternal, fetal und Amnion)
      • Plazenta ad Histologie mit Fragestellung, Histologiezettel ausfüllen, wichtig: Kopie an Zuweiser
      • Genetische Abklärung:
        • schriftliche Einwilligung Eltern nötig auf Auftragsformular
        • Auftragsformular Genetika
        • Abortmaterial: 30 bis 50 mg Chorion- oder Plazentagewebe (ca. 1x1cm) (fetaler Anteil) oder kindliche Gewebestücke aseptisch in NaCl oder Chorion-Transportmedium entnehmen
        • Hautbiopsie: Hautstück (3x5mm) aseptisch in NaCl oder Chorion-Transportmedium (Röhrchen im Tiefkühler im Zimmer E25)
        • Mit Printer versehen und in weissen Transportschutz legen. Weisses Auftragsformular ausfüllen und beides in vorgedrucktes Genetica-Couvert legen und an Empfang der FKL bringen. Genetica anrufen und informieren, dass das Material unterwegs ist (044 251 90 94). Wichtig: rascher Versand möglich per Express, Material bis zum Transport im Kühlschrank aufbewahren.
      • Autopsie: Autopsie des Kindes am pathologischen Institut LUKS (mit Einverständnis der Eltern zur Autopsie), Formulare (Anmeldung zur Autopsie und Angaben zur Beerdigung und Autopsie) müssen mitgegeben werden.
      • Nachts / Wochenende:verstorbene Kinder im Kühlschrank (Gebs) aufbewahren.
      • Samstags bis 12.00 Uhr: Präparator Pathologie KSL via Zentrale.

      Meldepflicht

      (jede Lebendgeburt).
      hier: alle totgeborenen Kinder >500g oder vollendete 22. ( SSW>= 22+0)

      Abstillen

      siehe auch Link Abstillen

      Medikamentös mit Dostinex 2Tbl. à 0.5 mg p.o. innert 24 h nach Geburt ab der 16. SSW.

      Bei Wunsch nach nicht medikamentösem Abstillen: Kalte Wickel, Pfefferminz- und Salbeitee, Petersilie, Stützender BH, alternative Medizin ist eine engmaschige Beurteilung der Mammae durch eine Hebamme wichtig um bei Zeichen des Milcheinschusses vorzeitig reagieren zu können (ev. sekundäres Medikamentöses Abstillen mit Dostinex ½ Tablette 12-stündlich, insgesamt 2 Tbl. p.o.)

      Merkblatt Natürliches Abstillen für Patientinnen
      Natürliches Abstillen.pdf

      Rhophylac

      Bei Rhesusnegativität: Rhophylac 300 i.v.

      Mutterschaftsentschädigung

      Mutterschaftsentschädigung (Auszug Bundesamt für Sozialversicherungen, KS MSE):

      Erwerbstätige Mütter haben für die ersten 14 Wochen nach der Geburt des Kindes Anspruch auf eine Mutterschaftsentschädigung. Wird das Kind tot geboren oder stirbt es bei der Geburt, so besteht der Anspruch auf die Entschädigung, wenn die Schwangerschaft mindestens 23 Wochen gedauert hat, das heisst, die Mutter muss mindestens in der 24. Schwangerschaftswoche gewesen sein. Der Nachweis über die Dauer der Schwangerschaft ist in solchen Fällen durch ein ärztliches Attest zu belegen.

      Mehr unter http://www.seco.admin.ch/dokumentation/publikation/00035/00036/01563/index.html?lang=de

      Bestattung

      • Bei anonymer Bestattung (durch Pathologie organisierte Beisetzung) müssen die Eltern eine VerzichtserkIärung unterschreiben.
      • Falls die Eltern eine Bestattung mit eigenem Grab wünschen, müssen sie diese selber organisieren, auch Transport (Bestattungsinstitut, mit Kosten verbunden). Informationen werden durch Seelsorge abgeben.

      Nachkontrolle

      • Nach ca. 4 Wochen beim betreuenden Gynäkologen oder im Ambulatorium für Schwangere, Besprechung der Abklärungen, Autopsiebefund meist noch nicht vorhanden.
      • immer eine Nachbesprechung im Ambulatorium für Schwangere anbieten, wenn Befund da (in Absprache mit den betreuenden Gynäkologen).
      • bei Erhalt des Befunde: Patientin aufbieten zum Gespräch bei Kaderarzt fetomaternales Team.

       

      Links

      Informationen für verwaiste Eltern | Luzerner Kantonsspital (luks.ch)

      Verfahrensanweisung intern abrufbar auf Teams unter Klinisches Wissen / Gynäkologie-Geburtshilfe / Dokumente / Fachwissen Geburtshilfe / INTER-IUFT-ABORT / PD FKL VA Interruptio, Abort und IUFT.docx

      Referenzen

      Page JM 2017 Obs Gyne

      Korteweg FJ 2012 Am J Obstet Gynaecol

       

      Autor: I. Kaufmann, A. Winkler

      Aktualisiert: V. Uerlings
      Autorisiert: M. Hodel
      Version: 20.03.2024
      Gültig bis: 31.12.2024