Herpes genitalis in der Schwangerschaft - Vorläufiger Eintrag

17.01.22 - Alfacorton entfernt da nicht mehr im Handel

Inhaltsverzeichnis

2% der Schwangeren erleiden während der Schwangerschaft eine

Herpes-Primärinfektion.

Intrauterine Herpesinfektionen sind jedoch glücklicherweise sehr selten.

  • Es gibt keine gesicherten Daten zu intrauterinen HSV-Infektionen insbesondere in der Früh-SS (Einzelfallberichte bei akuter oder disseminierter Infektion der Schangeren mit Abort/IUFT, IUGR, disseminierter fetaler Infektion mit Beteiligung von Plazenta, ZNS, Haut, Augen sind beschreiben).
  • Das Risiko bei Primärinfektion wird als gering (<5%) eingeschätzt. Reaktivierungen haben kein erhöhtes Risiko für eine intrauterine Infektion.
  • Gefürchtet ist insbesondere die neonatale Herpesinfektion mit Ansteckung bei Passage des Geburtskanals.
  • Das Übertragungsrisiko ist sehr viel höher bei Primärinfektion (25-40%) in der Schwangerschaft, vor allem wenn es in den letzten 6 Wochen vor der Entbindung geschehen ist. Rezidive haben ein deutlich geringeres Risiko für neonatale Infektionen (1-3%).
  • Neonatale Symptome: Systemische Infektion, Infektionen des ZNS, Infektionen der Haut, Augen, Schleimhäute. Frühgeborene sind stärker gefährdet als Termingeburten. Erstmanifestationen sind gefährlicher als Reaktivierungen, da bei Reaktivierungen Antikörper der Mutter übertragen werden und bedingt vor den neonatalen Infektionen schützen.
  • Ein Screening ist nutzlos, da ein durchgemachter Infekt nicht vor einer Reaktivierung schützt und bei fehlender Reaktivierung während der Schwangerschaft eine prophylaktische peripartale Behandlung nicht empfohlen ist.
     
  1. und 2. Trimenon:        Primärinfekt: Acyclovir 400mg 1-1-1 für 7-10 Tage

            Rezidiv: möglichst Therapie vermeiden.

    3.Trimenon:                    Primärinfekt: Acyclovir 400mg 1-1-1 für 7-10 Tage,     Indikation Sectio caesarea.


Rezidiv: Acyclovir 400mg 1-1-1 ab der 36. SSW bis zur Geburt. Spontangeburt möglich, falls keine Läsionen bei der Geburt vorhanden sind.
 
Prophylaxe ab der 36. SSW (oder früher bei Risiko für Frühgeburt) bis Geburt (und Verminderung eines möglichen viral sheddings).

  • Empfohlen bei allen Formen eines Herpes genitalis während der Schwangerschaft
  • Bei Erstmanifestation (>28 SSW): Fortführen der oralen Therapie bis zur Geburt
  • Bei HIV positiven Patientinnen: Beginn bei 32 SSW (Risiko Frühgeburt) falls Spontangeburt geplant
  • Aciclovir (z.B. Zovirax) 400mg 1-1-1 per os, Alternative Valaciclovir 1g 1-0-1 per os
  • Eine vaginale Geburt ist möglich bei Erstmanifestationen im 1. und 2. Trimenon sowie rezidivierenden Infektionen, sofern bei Geburtsbeginn keine Bläschen erkennbar sind.
  • Die primäre Sektio ist indiziert bei Erstmanifestation innerhalb von 6 Wochen vor der Geburt (vermehrtes viral shedding) sowie bei präpartalem Nachweis von Läsionen (auch verkrustet) oder bei typischen bekannten Prodomalsymptomen (Schmerzen, Brennen).
  • Bei Primärinfektionen >28 SSW ist die Möglichkeit einer primären Sektio aufgrund erhöhter Raten eines viral sheddings zu diskutieren.
  • Bei Blasensprung soll die Sektio so zeitnah wie möglich, optimalerweise innerhalb von 4 Stunden erfolgen.
  • Eine positive Anamnese für Herpes genitalis mit fehlenden genitalen Symptomen zum Geburtszeitpunkt ist keine Indikation zur Sektio.
  • Stillen ist erlaubt, soweit die Brust frei von frischen Läsionen ist und andere Läsionen abgedeckt sind. Eine Übertragung durch Muttermilch ist unwahrscheinlich.
     
     

Gynecologic dermatology, symptoms, signs and clinical management, Gudula Kirtschig, Susan M Cooper, 2016

Handbuch Geburtshilfe, Roland Zimmermann, 2018

AWMF S2 Leitlinie: STI – Beratung, Diagnostik und Therapie, 08/2018

Schweizer Empfehlungen für das Management des Herpes genitalis und der Herpes-simplex-

Virus-Infektion des Neugeborenen, Schweizerische Ärztezeitung / Bulletin des médecins suisses / Bollettino dei medici svizzeri •2005;86: Nr 13

Treatment of genital herpes simplex virus infection, uptodate, 04/2019

Universal prenatal herpes screening is a bad idea in pregnancy, 2006, Lancetrpes screening is a bad idea in pregnancy

 

 

Autorisation: M. Von Rotz
Version: 28.09.2020
Gültigkeit: 31.12.2021