IUD Dislokation

Inhaltsverzeichnis

In der Literatur findet man hierzu uneinheitliche Angaben. Wir gehen von einer relevanten Dislokation ab einem IUD-Fundus-Abstand von > 10 mm aus. Dies gilt insbesondere für die kupferhaltigen IUDs [1].


Die kontrazeptive Wirkung der LNG-IUD beruht vorwiegend auf dem Einfluss des Gestagens auf Zervixschleim und Endometriumdicke und ist nicht direkt lageabhängig [2]. Ein relevanter Tiefsitz kann jedoch auch hier die kontrazeptive Sicherheit beeinträchtigen.

 

Mangelnde Entfaltung der Seitenarme einer IUD kann zu Symptomen wie Meno-Metrorrhagie oder Unterbauchschmerzen bei den Trägerinnen führen.

  • Junge Frauen (<20 J.), (Nulliparae)
  • Missverhältnis von Cavumlänge und IUD-Länge (Cavumlänge von >45 mm, Cavumberite von >27 mm, Hysterometer > 9 mm)
  • St.n. IUD-Dislokation
  • Einlage unmittelbar nach Abort oder direkt postpartal
  • Dysmenorrhoe, heavy menstrual bleeding (HMB) [3]

 

Bei erhöhtem Dislokationsrisiko sollte ggf. eine zusätzliche                         Lagekontrollen nach 3 und 6 Monaten erfolgen.

 

LNG-IUD vs. Cu-IUD: Gemäss Datenlage bestehen unterschiedliche Aussagen im Vergleich des Dislokationsrisikos zwischen LNG-IUDs und Cu-IUDs, da LNG-IUDs häufig zur Kontrolle von Hyper- und Dysmenorrhoe eingesetzt werden, was per se ein Risikofaktor für eine Dislokation darstellt. Tendenziell scheinen Anwenderinnen von Cu-IUDs anfälliger für eine Dislokation/Ausstossung zu sein [3].

Zervixpriming mit Misoprostol (Arthrotec): Ein Zervixpriming kann bei Patientinnen mit zu erwartender schwieriger IUD-Einlage erwogen werden (Oligo-/Amenorrhoe, St. n. Zervizitis). Eine Bekannte Nebenwirkung ist jedoch die Hyperkontraktilität der Gebärmutter was wiederum die Dislokation/Expulsion der IUD begünstigen kann. Die Patientin muss zudem über den Off-Label-Use informiert werden [7]. (Mögliche Alternative: Lidocaingel, z.B: Instillagel oder Zervixblock)

Da sich die meisten Dislokationen innerhalb der ersten 6-12 Monate nach Einlage ereignen, sollte regulär eine Lagekontrolle 6 Wochen nach Einlage erfolgen[1] [2] [3].

 

Beurteilungskriterien:  

1. IUD-Fundus-Abstand: gemessen wird der Abstand der IUD-Spitze zur          fundalen Begrenzung des Endometriums

Dieser ist bei den Kupfer-IUD einfacher zu messen als bei den LNG-IUD.

2. Ausbreitung der Seitenarme

 

Bei erschwerter Beurteilung des IUD-Sitzes kann eine 3D-Sonographie eine präzisere Aussage über die Positionierung liefern [4].

 

Kupfer-IUD:

LNG-IUD:

IUD-Darstellung in der 3D Sonographie:

Folgende Möglichkeiten sind mit der Patientin zu besprechen:

  • Lagekorrektur ("Hochschieben"), je nach sonographischem Befund und Toleranz der Patientin
  • Entfernen der IUD
  • Entfernen und Neueinlage der IUD, ggf. Wechsel auf andere IUD

 

Bezüglich Abrechnung und Kosten siehe:

https://www.obsgyn-wiki.ch/application/files/3714/8551/1076/dislozerte_Spirale.pdf

  • Kein Zervixpriming mit Misoprostol, vor allem bei Vorliegen von mehreren Risikofaktoren
  • Magnesium/Bryophyllum
  • Gestagen mono im Rahmen der Einlage (überlappend)
  • GnRH-Analogon vor IUD-Einlage (geringere Expulsionsraten von Mirena IUD nach Gabe von Leuprorelin Acetat) [5]
  • Die Spontanabortrate ist unter IUD 50-60% (2,5-5-fach erhöht), die Hälfte davon findet im 2. Trimester statt
  • Im Falle einer problemlosen IUD-Entfernung oder Spontanexpulsion im ersten Trimester: keine Erhöhung der Spontanabortrate
  • Bei fortgesetzter Schwangerschaft mit liegendem IUD: Infektrisiko erhöht, Frühgeburtlichkeitsrisiko erhöht, Fehlbildungsrisiko nicht erhöht
  • Sollte es zu einer Schwangerschaft unter liegendem IUD kommen: Entfernung zum frühestmöglichen Zeitpunkt und nur wenn das IUD kaudaler liegt als Gestationssack und die Fäden sichtbar sind
  • Kupferhaltige Kontrazeptiva weisen zudem mögliche Interaktionen mit entzündungshemmenden Medikamenten wie z.B. Azathioprin auf, da Immunsuppressiva z.T. unspezifisch entzündliche Prozesse im Körper unterdrücken und so, laut Fachinformation dieser Produkte, u.U. die Wirkweise von kupferhaltigen Verhütungsmethoden herabsetzen könnten.
  • Gynefix: 4-fach erhöhtes Risiko für Perforation bei Insertion, Doppelt so hohes Risiko für Expulsion [7]
  • Amenorrhoeraten: Jaydess 12,7 %, Kyleena 18,9 % und Mirena 23,6 %
  • Es gibt Evidenz dafür, dass T-shaped IUDs (Kupfer und Mirena), welche nach Einlage zu tief liegen, sich im Verlauf korrekt positionieren [3]

 

[1] D. Schwarz, G. Merki-Feld. Hormonfreie Verhütung 2017. Massgeschneiderte CU-IUP-Anwendung. 02_2018_info@gynäkologie.

https://www.tellmed.ch/include_php/previewdoc.php?file_id=17968

[2] Brezinka, C. Die richtig und die falsch liegende Spirale. J. Gynäkol. Endokrinol. AT 29, 55–58 (2019). https://doi.org/10.1007/s41974-019-0094-8

[3] Simonatto P, Bahamondes MV, Fernandes A, Silveira C, Bahamondes L. Comparison of two cohorts of women who expulsed either a copper-intrauterine device or a levonorgestrel-releasing intrauterine system. J Obstet Gynaecol Res. 2016 May;42(5):554-9. doi: 10.1111/jog.12939. Epub 2016 Jan 28. PMID: 26817571.

[4] Hösli I, Holzgreve W and Tercanli S: Einsatz des dreidimensionalen Ultraschalls zur Lagekontrolle bei Intrauterinpessaren. Ultraschall Med. 22:75–80. 2001.

[5] Li Q, Ding Y, Zhang XY, Feng WW, Hua KQ. Drug therapy for adenomyosis: a prospective, nonrandomized, parallel-controlled study. J Int Med Res. 2018 May;46(5):1855-1865. doi: 10.1177/0300060517752997. Epub 2018 Mar 19. PMID: 29552942; PMCID: PMC5991230.

[6] Inal MM, Ertopçu K, Ozelmas I. The evaluation of 318 intrauterine pregnancy cases with an intrauterine device. Eur J Contracept Reprod Health Care. 2005 Dec;10(4):266-71. doi: 10.1080/13625180500195340. PMID: 16448955.

[7] Römer T, Bühling K.-J. Paradigmenwechsel in der Verhütung Thieme Drug Report 2017; 11 (13): 1–32

Autor: Julia Peikert
Autorisiert: Dr. S. Verta
Version: 20.04.2023
Gültig bis: 20.04.2024