Ultraschall-gesteuerte Vakuumbiopsie

Inhaltsverzeichnis

Synonym: handheld Vakuumbiopsie (hh-VAB)


Im Brustzentrum verwendetes Gerät:

EnCor Enspire Breast Biopsy System

verfügbare Nadelstärken: 7 Gauge und 10 Gauge


Indikation und Planung

Indikationsstellung

Therapeutische Indikation

komplette Entfernung benigner Mammabefunde

  • symptomatische Fibroadenome, Zysten
  • intrazystische, intraduktale Befunde
  • B3-Läsionen (Papillome)

Diagnostische Indikation

  • fragliche Korrelation von Histologie der Stanzbiopsie und sonographischem Befund
  • bessere Repräsentativität bei sehr kleinen Befunden und/oder schlechter Abgrenzbarkeit
  • mastopathische / fibrozystische Areale


Bewertung von Befundlage und -grösse

Die Möglichkeit der interventionellen Entfernung muss im Zweifelsfall durch den Operateur evaluiert werden.

Eher ungeeignet sind

  • polylobulierte Befunde >25mm
  • retromamilläre Befunde
  • Befunde mit grösseren Blutgefässen in der Umgebung


Histologische Befundsicherung mittels Stanzbiopsie vor Entfernung mittels (hh-VAB)

nicht nötig vor Resektion von Fibroadenom-typischen Befunden <25mm bei jungen Frauen (< 25. LJ)

sinnvoll bei Patientinnen < 25.-30. LJ oder sonographisch uneindeutigen Befunden

  • im Zweifelsfall Einlage eines Markierungs-Clips nach vollständiger Befundentfernung


Vorbereitung

Voraussetzung

  • sichere dauerhafte sonographische Einstellung der Nadel im Längsschnitt
  • absolvierter MIBB-Kurs mit praktischen Übungen (alternativ Organisation interne Schulung zusammen mit Seno-LA)
  • Funktion, Aufbau/ Zusammensetzung, Fehlermanagement des Gerätes sind bekannt


Vorbereitung der Intervention

  • Assistenz ist obligat (AA durch OA/LA bzw. OA durch AA oder MPA)
  • Terminplanung ans Ende der Sprechstunde in 45'-Slot
  • Bereitstellung des Materials durch MPA vorher, Öffnen der Nadel zuletzt
  • schriftliche Aufklärung und Unterschrift der Patientin liegt vor


Arbeitsplatz

  • Arbeit in Brust-zu-Brust-Höhe
  • Sitzposition optimalerweise auf ipsilateraler Seite
  • Ausrichtung der Untersuchungslliege und des Ultraschallgerätes entsprechend der Befundlage


Sonstiges

  • eher keine Vakuumbiopsie unter Antikoagulation (Aspirin, Xarelto, Marcoumar etc. vorher pausieren ggf. Umstellung auf NMH)
  • bei anamnestisch Blutungs-/ Hämatomneigung: periinterventionelle Gabe von Cyklokapron 1g p.o.


Durchführung der Intervention

Lokalanästhesie

Standard: 2 Ampullen Rapidocain 1% und 1/2 Ampulle Natriumbicarbonat (Gesamtvolumen ca. 15ml)

  • Setzen von reichlich Lokalanästhesie ventral, dorsal, distal des Befundes (Kanüle Sterican gelb 0.9 x 40mm)
  • keine grossen Depots
  • Hautquaddel


Ablauf der Biopsie

  • Stichinzision mit 11er Skalpell
  • Wahl der Einstichstelle unter Rücksicht auf Kosmetik (NICHT im Decolleté)
  • möglichst wenig Drüsenparenchym in Nadelvorlaufstrecke zwischen Einstichstelle und Befund
  • Entfernung der Einstichstelle ca. 2cm vom Schallkopf entfernt (etwas grösser als bei Stanzbiopsie)


Einführen der Nadel QUER im 30° Winkel

Positionierung der Nadel waagerecht mit dem Nadelfenster DIREKT unter den Befund


  • Start der Resektion immer erst bei optimaler Platzierung des Nadelfensters zentral unter dem Befund
  • optimale Lage gewährleistet vollständige Resektion und Vermeidung der Entfernung von gesundem Drüsenparenchym




Nadelbewegung IMMER NUR bei geschlossener Kammer !


Resektion unter ständiger Sichtkontrolle mittels Ultraschall, keine Probeentnahme bei nicht sichtbarer Nadel

bei Verlust der Nadel aus dem Schallfenster:

Überprüfung der Position Schallkopf zu Nadel

Schallkopf bleibt mittig auf dem Befund fixiert, Bewegung der Nadel auf den Schallkopf zu

Punktuelle Hautretraktion:

Stopp der Intervention bei drohender Cutisperforation


Nach der Biopsie

  • mindestens 5' Kompression der Biopsiestelle (NICHT der Einstichstelle)
  • ggf. punktueller Daumendruck bis zur Hämostase
  • sonographische Kontrolle auf Hämatom
  • Bilddokumentation post interventionem
  • Wundverschluss mit Steristrips, thorakaler Druckverband für 12 Stunden


Operationsbericht

  • beteiligte Mitarbeiter
  • Datum, Dauer der Intervention (ggf. Anzahl der Biopsate (Angabe durch Gerät)
  • Komplikationen, verstärkte Blutung, Cutisperforation
  • inkomplette Resektion


Nachkontrolle

Post-interventionelle Kontrolle jederzeit bei Beschwerden

Histologie-Besprechung und Hämatom-Kontrolle nach 7 Tagen

  • bei Hämatombildung ggf. Versuch FNA

Abschlusskontrolle nach 3-6 Monaten mit Dokumentation verbliebener Befundreste, ggf. Diskussion Re-Biopsie je nach Patientenwunsch

KEINE weiteren regelmässigen Nachkontrollen erforderlich

Autor: K. Schwedler
Autorisiert: K. Schwedler
Version: 22.10.2017
Gültig bis: 31.12.2018